Die älteste im Original überlieferte Urkunde, die Obernau als „Oberenheim“ dreimal nennt, ist eine Schenkungsurkunde des Erzbischofs Konrad I. von Mainz an das Stift St. Peter und Alexander in Aschaffenburg von 1191.Bereits 1169 nennt eine abschriftlich erhaltene Urkunde Obernau als im Besitz des Mainzer Stiftes Maria in Campis. Papst Lucius I. der 1184 die Mainzer Besitztümer ordnete, erwähnt die Pfarrkirche Ruchelnheim, die Mutterkirche der Kapelle bzw. Kirche in Obernau („parrochiam in Ruchil(n)heim“).
Obernau ist aber viel älter, Besiedelung konnte nachgewiesen werden, an einem Angelhaken aus der späten Mittelsteinzeit (10 000 – 3 500 v.Chr.) Steinbeile aus der Jungsteinzeit (3.500 – 2500 v.Chr.) sowie Nadeln aus Bronzezeit (1550 – 750 v.Chr.) der spektakulärste Fund aus einer Kiesgrube war eine 42 cm hohe (Mündungsdruchmesser 40,5 cm) Zylinderhalsurne aus der Hallstattzeit (750 – 450 v.Chr.). Weitere Funde bis in das 6. Jahrhundert n.Chr. sind im Museum der Stadt Aschaffenburg ausgestellt.
Von 1283 datiert der erste schriftliche Beleg über Weinbau in Obernau, zugleich erste Erwähnung einer Kapelle. Um 1440 wird das Dorf mit einer Mauerbefestigung versehen. Seit 1486 führt die Aschaffenburger Geleitstrecke der Nürnberger und Augsburger Kaufleute nach Frankfurt über Obernau. Der Ort konnte aber wegen der Nähe Aschaffenburgs keinen finanziellen Vorteil daraus ziehen.
In der Türkensteuerliste von 1551, der ältesten erhaltenen Aufzeichnung dieser Art, hat Obernau 52 Haushalte, was etwa 260 Einwohnern entspricht. Das Dorf Obernau erscheint 1594 auf der so genannten „Pfinzig – Spessartkarte“ als „Obernaw“ und wird mit Kirchturm dargestellt. Aus dem gleichen Jahr stammt die Datierung eines Sandsteines der das Wappen des Mainzer Erzbischofs
Wolfgang von Dalberg trägt und das die Vereine als ihr gemeinsames Wappen bis in unsere Tage verbindet.
Um 1600 wird die alte Schreibweise „Ober(e)nheim“ durch die neue Namensform Obernau abgelöst.
Die Pest raffte im Frühjahr 1632 in Obernau 171 Menschen dahin. Die Einwohnerzahl war auf 32 Haushalte, rund 160 Personen und 37 Herdstätten gesunken.
„St. Peter ad vincula“ so wird das Patrozinium der Kapelle Obernau in einer Kirchenrechnung 1656 angegeben, später dann mit „St. Peter und Paul“. Die Kapelle, deren genaue Errichtung nicht bekannt ist, aber belegt seit 1283, stand im Bereich des heutigen Dorffriedhofes. Das Jahr 1668 ist die älteste bekannte Nennung zweier Schildwirtschaften – der von Georg Adam Wirth und der von Johann Gerlach.
Die Jahreszahl 1712 trägt der Türsturz unserer Waldkapelle „Maria Frieden“. Die Errichtung geht auf eine Sage über eine Freveltat zurück.
Im Jahr 1792 erfolgte die Grundsteinlegung und Bau der alten Pfarrkirche durch Pfarrer Philipp Eustach Cammer, nachdem 1788 die alte Pfarrei Ruchelnheim aufgelost und in zwei Pfarreien – Obernau und Sulzbach – aufgeteilt wurde.
Am 26. Juni 1814 geht Obernau, wie der größte Teil der Spessartregion an die Krone Bayerns.
Ende des 19. Jahrhunderts wurden in Obernau die ersten Vereine gegründet, die ältesten sind Gesangverein „Harmonie“ (1888), Freiwillige Feuerwehr (1892), Kath. Arbeiterverein KAB (1895).
Am 01. Mai 1921 wurde die erweiterte Gnadenkapelle „Maria Frieden“ im Obernauer Wald eingeweiht. In feierlichen Prozessionen ziehen die Aschaffenburger Innenstadtpfarreien, Schweinheim, Gailbach, Sulzbach und in vielen Privatgruppen am 1. Maisonntag zur Obernauer Kapelle.
Von 1926 – 1930 wurde die Staustufe Obernau errichtet.
In den beiden Weltkriegen 1914 – 1918 und 1939 – 1945 verloren 89 Obernauer ihr Leben. Viele waren noch vermisst.
Nach Siedlungsbau 1950, Wasser und Kanal 1951 – 1954, neue Schule 1958 erhielt Obernau auch 1960 einen Kirchenneubau der 1962 von Bischof Dr. Josef Stangl feierlich eingeweiht wurde.
Im Rahmen der Landkreis- und Gebietsreform wurde Obernau 1978 ein Stadtteil von Aschaffenburg.
Nach dem Weggang von Pfarrer Ulrich Debler 2001 wurde Stiftspfarrer Dr. Jürgen Vorndran, Pfarradministrator. Die Rückkehr zum Stift St. Peter und Alexander Aschaffenburg nach über 800 Jahren war nur von kurzer Dauer, denn bereits am 18.06.2005 wurde Pfarrer Wolfgang Kempf von St. Kilian, aus neuer Pfarradministrator eingeführt. Unterstützt wird er von einem Seelsorgeteam mit Karin Farrenkopf-Parraga, Pfarrbeauftragte, Franz Gentil, Diakon und Rony Bilz, Gemeindereferent. Der Pastoralplan der Diözese sieht eine Pfarrgemeinschaft mit Obernau, Nilkheim und Leider vor.
Mit Wirkung zum 1. April 2008 hat unser Hochw. Herr Bischof Friedhelm Hofmann, den Pfarrer von St. Gertrud Schweinheim, Robert Heßberger, auch zum Pfarrer von St. Peter und Paul Obernau ernannt. Wir bringen uns damit ein in die Region Aschaffenburg Süd. Zusammen mit Maria Geburt, St. Gertrud, Schweinheim, St. Matthäus, Gailbach und St. Peter und Paul Obernau, gründen wir die künftige Pfarreiengemeinschaft „Maria Frieden“ .
Quelle:
Obernau 1191- 1991 Beitrage zu Vergangenheit und Gegenwart, H-B Spies u. R.Welsch Obernau Einst und Heute, Dorfbild im Wandel der Zeit, Horst Schäfer